Die Ausstellung versammelt rund 100 Fotografien und 15 Videoarbeiten von 22 Kunstschaffenden, die sich unterschiedlichen Formaten und Zugängen widmen: von der dokumentarischen Bildsprache zur sozialkritischen Recherche, von fantastischen Inszenierungen bis zur subjektivistischen Selbstbefragung reicht das Spektrum der Präsentationen und schafft damit eine Sicht auf Lateinamerika als Kunstregion in einem globalen Netzwerk künstlerischer Produktion und Reflexion.
Die Präsentation ist in drei grosse Abschnitte mit weit gespannten thematischen Analogien gegliedert. Das Unauslotbare uralter Überlieferungen und Traditionen spielt etwa in den Arbeiten von Mario Cravo Neto oder Luis González Palma eine Rolle. Dort, wo Visionen und Geistwesen gleichsam spürbar sind, finden sie auch Eingang in bildliche Welten, sind Bann und Fetisch, Abwehrzauber und Symbol, Teil einer Gesellschaft und ihrer kulturellen Praxen. Das Ungesehene sehen, das Geahnte festhalten, solche Bilder entstehen in der Auseinandersetzung mit den Untiefen im eigenen Selbst und in der Vorstellung des Einzelnen als Teil eines grossen Ganzen.
Im zweiten Teil der Ausstellung werden gesellschaftskritische Werke gezeigt, in denen sich die Kunstschaffenden vehement gegen zivilisatorische Übergriffe und Politwillkür auflehnen – das Erbe jahrzehntelanger diktatorischer Regimes, in denen die Rechte des Individuums grob missachtet worden waren. Hier sind die Arbeiten von Ana Mendieta oder von Regina José Galindo mit ihren feministischen Themen zu nennen. Mit gleichermassen entlarvender wie zynischer Geste leuchten die Fotos von Marcos López oder der skurrile Video von Martín Sastre die sehnsuchtsvollen Amerikanismen und skurrilen Adaptionsversuche der besitzenden und nach den USA schielenden Klasse aus.
Der dritte Teil der Ausstellung widmet sich streng konzeptuell angelegten Arbeiten, etwa von Santiago Sierra oder Vik Muniz, in denen global relevante Fragen zur Kunstproduktion, zur Zeitlichkeit des Existenziellen und zur Irritation durch künstlerische Interventionen gestellt werden.
Kuratorin: Margit Zuckriegl